Schlagwort-Archive: wotan wilke möhring

„Wetten, dass..?“ die erste – Lanz hat’s geschafft


Markus Lanz hat’s geschafft. Er hat gezeigt, dass „Wetten, dass..?“ auch ohne Thomas Gottschalk funktioniert. Und wie. Da watscht Herr Lanz erst einmal schön das rtlsche „Supertalent“ ab und heimst eine Traumquote von über 13 Millionen Zuschauern fürs ZDF ein. Wer hätte das gedacht. Die etwas desaströse Suche nach einem Nachfolger, für die scheinbar unantastbare „Wetten, dass..?“-Lichtgestalt Gottschalk, ist uns allen noch im Gedächtnis. Aber wohl auch gut, dass die siamesischen Fernsehzwillinge Joko und Klaas nicht das Rennen gemacht haben. Denn trotz einiger Startschwierigkeiten bei Markus Lanz, die wir einfach mal der Aufregung in die Schuhe schieben, hat er einen wirklich guten Job gemacht. Das bemerkte auch „Wetten, dass..?“-Erfinder Frank Elstner vor einigen Tagen in der Show „neo Paradise“. Und nicht nur der Moderator hat sich gewandelt auch das Studio-Design mit drehbarer Hightech-Bühne und spannenderen Wetten. Das Einzige was unverändert geblieben ist, war die hohe Promidichte auf dem stilvoll geschwungenen, fahrbaren Sofa. Neben Sylvie van der Vaart nebst Ehegatten Rafael, nahmen auch Modezar Karl Lagerfeld und Schauspieler Wotan Wilke Möhring Platz zum Talk mit Neuwettendassler Markus Lanz. Das ZDF hat auch einen adäquaten Ersatz für Michelle Hunziker gefunden, die damals Gottschalk als Assistentin durch die Sendung begleitete und jetzt ja bekanntermaßen mit ihrem Chef zum „Supertalent“ gewechselt ist. Die Comedy-Wuchtbrumme Cindy aus Marzahn stand wie ein Fels in der Brandung an Lanz Seite und lenkte nicht nur mit ihren farbenfrohen Outfits von den ein oder anderen kleinen Patzern des Moderators ab. Aber jetzt wollen wir auch mal die Kirche im Dorf lassen und bemerken, dass Profi-Promi-Talker Markus Lanz einen echt guten Job gemacht hat. Denn leicht ist es nicht, eine Show zu moderieren, die die Menschen jahrelang mit Thomas Gottschalk verbunden haben. Seine positive Ausstrahlung und sein Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen a la Coleur sind jedoch Lanz‘ große Waffe im Kampf um die Quote und die Zuschauer. Weiter so, Herr Lanz!

Foto: Sascha Baumann/ZDF

Der letzte schöne Tag … und dann?


Leben und Tod gehören untrennbar zueinander. Ohne das eine kann es das andere nicht geben und umgekehrt. Doch manchmal sterben Menschen keines natürlichen Todes, sondern entscheiden sich selbst dazu aus dem Leben zu scheiden. Suizid ist noch immer ein Tabuthema in unserer heutigen Gesellschaft. Der ARD-Film „Der letzte schöne Tag“, von Regisseur Johannes Fabrick, mit Wotan Wilke Möhring (Lars Langhoff) und Julia Koschitz (Sybille Langhoff) in den Hauptrollen versuchte am Mittwoch Abend Licht ins Dunkel zu bringen. Wieso nimmt sich ein Mensch das Leben? Wie verzweifelt, allein und ohne Ausweg muss sich so jemand fühlen, dass er oder sie sich dazu entscheidet den Freitod zu wählen. Im Jahr 2010 starben 10.021 Menschen durch vorsätzliche Selbstbeschädigung – wie es im Beamtendeutsch formuliert ist. Als mögliche Faktoren werden im Zusammenhang mit Selbsttötung oft soziale Isolation, jahreszeitliche Einflüsse, Depressionen und Suchtkrankheiten genannt. Weiterhin wird ein signifikanter Zusammenhang mit bestehender Arbeitslosigkeit festgestellt. Interessant ist folgender Aspekt. Bezogen auf den Familienstand sind im Allgemeinen die höchsten Suizidraten bei Geschiedenen zu beobachten, insbesondere bei geschiedenen Männern, „während die Verheirateten die niedrigsten Suizid- und Suizidversuchsraten aufweisen“ (Bronisch 2002a, S. 6). Anders als in dem ARD-Drama waren 75% der Menschen, die sich 2007 in Deutschland das Leben nahmen, Männer. Besonders gefährdet sind Männer im Alter zwischen 40 und 54 Jahren. Da zeigt sich wieder einmal das sich das Leben nicht in Statistiken und Tabellen einteilen lässt, sondern in menschliche Schicksale und persönliche Geschichten. Jeder einzelne, der sich dazu entscheidet sein Leben freiwillig zu beenden, ist einer zuviel. Konnte oder wollte der Betroffene sich nicht helfen lassen? Wieso haben Angehörige und Freunde denjenigen nicht davon abhalten können? Wieso vertraute sich der Betroffene niemandem an? Oft sind und bleiben diese Fragen ungeklärt, denn nur zwei von zehn Personen hinterlassen einen Abschiedsbrief. Im Film hinterlässt die zweifache Mutter Sybille ihrem Mann Lars einen Brief. Bevor sie sich das Leben nimmt, ruft sie ihre Kinder und ihren Mann noch einmal an. Nicht um sich zu verabschieden, sondern weil sie noch einmal die Stimmen ihrer Lieben hören will. Nachdem Lars nach Hause kommt und niemanden vorfindet, ruft er Freunde und Bekannte an und geht sogar zur Polizei. Kurz darauf bekommt er eine E-Mail, indem seine an Depressionen erkrankte Frau genau beschreibt, wo sie sich das Leben genommen hat. Sofort steigt er in sein Auto und fährt in einen Wald. Dort findet er Sybille an einen Baum gelehnt. Von nun an ist nichts mehr so wie es einmal war. Die Familie ist verzweifelt, anfangs unfähig mit dieser Situation umzugehen. Doch Lars und seine Kinder Maike (Matilda Merkel) und Piet (Nick Julius Schuck) schaffen das, woran viele Familien zerbrechen. Sie finden durch den sinnlosen Suizid der Mutter – nach Trauer, Selbstvorwürfen und Wut – wieder zueinander und stehen enger zusammen als zuvor. Manchmal kann der Tod aber auch eine Chance sein, selbst wenn man sie im ersten Moment nicht begreift.

Foto: WDR / Willi Weber

Allein und verraten – Mobbing und die Folgen


Gestern wurde in der ARD ein packender und erschreckend authentischer Film zum Thema Mobbing ausgestrahlt. Das preisgekrönte Drama „Homevideo“ beschäftigt sich mit dem allgegenwärtigen Thema Cyber-Mobbing, sogenanntes ‚Cyber-Bullying‘. Der 15-jährige Jakob, fantastisch gespielt von Jonas Nay, wird ungewollt zum Opfer einer hinterhältigen und widerlichen Hetzkampagne an seiner Schule. Dort ist er nur mittelmäßig erfolgreich und eher introvertiert. Hinzu kommt die zusätzliche Belastung durch die anstehende Trennung seiner Eltern. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände verleiht Jakobs Mutter (gespielt von Nicole Marischka) seine Videokamera an einen Schulfreund. Was sie nicht weiß, auf der Speicherkarte befinden sich sehr private Aufnahmen ihres Sohnes. Um genauer zu sein hat sich Jakob beim Masturbieren gefilmt. Nachdem seine Klassenkameraden Eric und Henry sich erst überlegen die Speicherkarte zu entsorgen, landet das Video durch Henry trotz alledem im Netz. Die Katastrophe ist perfekt und die virtuelle und reale Hetzjagd beginnt. Auch Hannah, Jakobs heimlichem Schwarm aus der Schule, wird das Video per E-Mail geschickt. Nicht nur das er ihr darin seine Liebe gesteht, hinzu kommt das peinliche Video beim Onanieren. Sie lässt ihn daraufhin fallen, fühlt sich bloßgestellt und blamiert. Verzweiflung, Hilflosigkeit und Ohnmacht lähmen den Schüler und bringen ihn schlussendlich dazu eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Am Ende des Films nimmt sich Jakob mit der Dienstwaffe seines Vaters (gespielt von Wotan Wilke Möhring), der Polizist ist, das Leben. Harter Tobak, dass steht fest. Überspitzt, Fantasie, unrealistisch? Keineswegs. Sondern die blanke und schonungslose Realität. In der anschließenden Diskussion bei Anne Will ging es auch um das Thema ‚Cyber-Bullying‘. Einer der Gäste, Studentin Lisa Loch. Sie wurde vor einigen Jahren selbst zum Opfer und in Stefan Raabs Sendung „TV Total“ durch den Kakao gezogen. Sie nahm als 16-jährige an einem Model- wettbewerb teil und fiel Comedian Raab aufgrund ihres „amüsanten“ Namens ins Auge. Der zeigte über sechs Monate insgesamt in vier Sendungen den Ausschnitt der Schülerin und spickte das Ganze auf seine ganz typische Art. Sie klagte gegen Raab und gewann. Der Moderator musste Lisa Loch 70.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Ein Prozess und vor allem ein Sieg auf ganzer Linie, vor der ihr und ihrer Mutter vorher wehemennt abgeraten wurde. Denn wer verklagt schon einen großen TV-Sender, geschweigedenn Stefan Raab? Im Studio bei Talkerin Anne Will war auch Michaela Horn, deren 13-jähriger Sohn Joel, sich aufgrund von Cyber-Mobbing, das Leben nahm. Sie sprach eindrucksvoll und immer wieder den Tränen nahe über den schwersten Verlust ihres Lebens. Denn Mobbing und vor allem das sogenannte Cyber-Mobbing übers Internet ist in der heutigen Gesellschaft immer noch ein Tabuthema und wird, vor allem aus Hilflosigkeit der Angehörigen und Betroffenen, totgeschwiegen. Die Staatsanwalt und die ermittelnden Behörden in Klagenfurt/Österreich stellten die Untersuchungen im Fall des 13-jährigen Joel Horn damals ohne Ergebnis ein. Der oder die Täter konnten bis zum heutigen Zeitpunkt nicht festgestellt werden. Die Mutter bezeichnete dies als Unfähigkeit und zeigte sich entsetzt von soviel Ignoranz der Behörden. Aber warum ist dieses Thema immer noch nicht salonfähig, obwohl Tausende davon betroffen sind. Man kann nur erahnen wie sich Menschen, vor allem junge Menschen, in einer derartigen Situation fühlen. Wenn sie plötzlich ganz allein sind, schutzlos den anonymen Anfeindungen im Cyberspace ausgesetzt. Ausgegrenzt, ausgelacht und diffamiert. Letzter Ausweg Selbstmord!? Die Runde um Anne Will kam zu dem Fazit, dass unbedingt mehr Aufklärung rund um dieses hochsensible Thema betrieben werden muss. Pädagogen müssen besser geschult und auch Schüler besser informiert und in Rollenspielen auf  eventuelle Situationen vorbereitet werden. Denn der richtige Umgang mit Betroffenen kann Leben retten, dass hat der Film aber vor allem auch die Diskussion eindrucksvoll gezeigt.

Foto: NDR/Gordon Timpen/NDR Presse und Information (1), NDR/Wolfgang Borrs/NDR Presse und Information (2)